Auf dem Moabiter Werder in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel entstand der Neubau für 1.400 Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums in Berlin. Nach Mauerfall und mit dem Hauptstadtbeschluss 1991 begann die Umstrukturierung des Gebietes durch den städtebaulichen Ideenwettbewerb „Spreebogen” zum Regierungsviertel. Das „Band des Bundes“, eine Ost-West-Spange, greift in beide Himmelsrichtungen über die Spree und verbindet Moabit mit der historischen Stadt. Heute ist der Spreebogen als geografische Mitte – zwischen dem historischen Stadtkern und der Innenstadt West – das Zentrum des neuen Regierungsviertels, wo nun auch der Neubau des Bundesinnenministeriums liegt. Die prägnante Grundrissform und die Staffelung der Gebäudevolumina des Ministeriums antworten auf den unregelmäßigen Grundstückszuschnitt, die Bewegung der Stadtbahn und die anliegenden Stadträume. Sie gliedern die große Gebäudemasse in einzelne erkennbare Volumina, die auf die Maßstäblichkeit der umliegenden Räume reagieren. Eine Abfolge von Plätzen, Höfen und Atrien prägt den Weg durch das Gebäude. Der Stadtplatz ist der Hauptzugang für Mitarbeiter und Besucher. Er orientiert sich zur Stadt hin und ist als ein befestigter städtischer Platz gestaltet. Das Wachhaus mit den Sicherheitsanlagen und das bestehende Restaurant Paris-Moskau sind in die Gestaltung einbezogen. Darauf folgt der nördliche mit Hecken gestaltete Eingangshof. An ihm liegen gemeinschaftliche Einrichtungen des Ministeriums wie Besucherempfang, Cafeteria, Kantine und Bibliothek. Der auf dem tieferen Geländeniveau liegende südliche Hof ist ein baumbestandener Gartenraum, in dem sich alle Wege, Erschließungsbereiche und Niveaus treffen. An ihn grenzen das Konferenzzentrum und der Presseraum. Der vom Park umgebene Gartenplatz dient als repräsentative Protokollvorfahrt und führt über das Foyer des südlichen Atriums zur Leitungsebene des Ministeriums.
Das Haus wird durch wenige ausgewählte Materialien und ihre zurückhaltende Farbigkeit bestimmt. Für die Elemente der Fassaden wurde ein hellbeiger fränkischer Jura-Kalkstein ausgewählt, der sich mit dem graugrünen Ton der Verglasungen und der Edelstahl-Farbigkeit aller Metallteile harmonisch verbindet. Die Innenhöfe sind mit hellem Kalkstein, die Vorplätze und Wege mit dunklem Granit gepflastert. Die klare, kraftvolle Volumetrie des Gebäudes gliedert sich in einen Sockel und drei, stufenartig von vier auf acht Bürogeschosse ansteigende Gebäudespangen. Im Gebäudesockel mit seinen Sondernutzungen ermöglichen großflächige Verglasungen ein hohes Maß an Transparenz und spannungsvolle Blickbeziehungen zu den umgebenden Freiräumen. Raumhohe Fenster mit tiefen Fensterlaibungen modellieren die Fassaden der Obergeschosse und verstärken ihre Plastizität. Eine repräsentative Treppe verbindet den von Besucherzentrum, Cafeteria, Kantine und Bibliothek umgebenen Eingangshof mit dem Südhof und dem dort anliegenden Konferenzbereich und Pressezentrum.
Die innere Erschließung der drei Gebäudespangen erfolgt jeweils über ein zentral angeordnetes Atrium. Hier liegen die Aufzüge und Treppen zur vertikalen Anbindung aller Obergeschosse. Oberlichtverglasungen lassen diese innenliegenden Räume in natürlichem Licht strahlen. Eingehängte Treppenläufe verbinden die angegliederten Etagenfoyers über den Luftraum hinweg. Jede der drei Gebäudespangen bekommt eine eigene Farbigkeit: grün die Nordspange, ocker die Mittelspange und blau die Südspange. Diese Farbigkeit wird jeweils in den offenen Treppenräumen der Atrien eingesetzt, an den Wandflächen der Gebäudekerne fortgeführt und in der Möblierung der Teeküchen aufgenommen. Alle Türen, die Holzverkleidungen der Aufzugskerne und die Handläufe an den Atrien und Treppen sind in rötlichem Kirschholz gefertigt. In allen Erschließungszonen und Verkehrsflächen des Gebäudes liegt ein anthrazitfarbener Werkstein, dessen Farbigkeit sich im Teppichboden der Büroräume fortsetzt.
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